Von Reiseleitern zu Unternehmern: Jill und Alex von Lazy Bus & Lazy Finca

Unsere eigene Mallorca-Geschichte ist so stark mit Jill und Alex von Lazy Bus und der Lazy Finca verbunden wie mit sonst keinem auf der Insel. Wer weiß, vielleicht wären wir ohne sie jetzt gar nicht hier. Während einer Mallorca-Reise im März 2015 haben wir nämlich bei den beiden auf ihrer Finca gewohnt.

Dank sieben Tagen Regenwetter verbrachten wir viel Zeit miteinander, quatschen stundenlang, lernten uns kennen, heckten verrückte Ideen aus, verliebten uns in Jill und Alex, in ihre Hundedame Lucy und noch mehr in Mallorca. Eine Woche später schickten wir uns gegenseitig Sprachnachrichten, die unsere Leben veränderten: Wir hatten alle vier unsere Jobs gekündigt und wagten den Weg in die Selbstständigkeit.

Und das war der Anfang von Lazy Bus. Seit März 2015 vermieten Jill-Catrin Vinkmann (33) und Alexander Bocks (39) jetzt schon VW-Busse mit kompletter Campingausstattung auf Mallorca an. Gestartet sind sie mit drei VW T3 Oldtimern, seit August 2018 ergänzen drei nigelnagelneue T6 die Flotte.

Und weil ein Business auf Mallorca ja viel zu langweilig ist, kam Ende 2015 noch die Lazy Finca dazu. Versteckt und fernab vom Massentourismus nahe Felanitx, befindet sich das nur zwölf Zimmer große Finca-Hotel aus dem Jahr 1597.

There’s nothing wrong with being lazy sometimes…

So lautet das Motto der beiden Auswanderer. Nach mehr als zwölf Jahren Erfahrung im Tourismus auf Mallorca haben die beiden eine Mission: Den Tourismus auf der Insel umkrempeln – weg vom Massentourismus und eine Alternative zum typischen Pauschalurlaub bieten. Mit Lazy Bus und der Lazy Finca auf Mallorca haben Sie den Grundstein bereits gelegt.  

Ihr seid mit Anfang 20 als Reiseleiter nach Mallorca gekommen. Seit wann genau seid ihr schon auf der Insel und warum ausgerechnet Mallorca?

Alex: Ich bin bereits seit 2002 auf der Insel, Jill kehrte Deutschland sieben Jahre später den Rücken zu.Wir hatten beide unsere Ausbildungen beendet und wollten nochmal vor dem großen Berufsstart etwas anderes machen. Es war einfach die Lust und das Abenteuer neue Erfahrungen zu sammeln. Und dann sind wir irgendwie hiergeblieben.

Wie und wann habt ihr euch denn eigentlich kennen gelernt?

Jill: Wir haben uns klassischerweise auf der Arbeit kennengelernt. Alex war mein Chef und irgendwann hat es einfach gefunkt. Wir sind im Sommer 2010 zusammen gekommen und werden uns nach fast 10 Jahren glücklicher Beziehung im nächsten Jahr das Ja-Wort geben. 

Alex: Eigentlich war unsere Finca-Hochzeit auf Mallorca im Juni diesen Jahres geplant, und dann kam Corona. Aber dafür wird sie nächstes Jahr noch schöner.

Ist es euch schwer gefallen, Freunde und Familie in Deutschland zu lassen, und was haben sie gesagt, als klar war, dass ihr erstmal nicht wieder zurück kommt?

Jill: Erstmal dachte die Familie und auch wir, dass es ja nur für eine oder zwei Saisons ist. Als es dann konkreter wurde, das wir hierbleiben war es natürlich schon schwer für unsere Familie, unsere Freunde und für uns natürlich auch.

Alex: Aber das Schöne an Mallorca ist ja, dass man nicht aus der Welt ist und sie uns alle fleißig besuchen können und es auch machen. Mit der Zeit gewöhnt man sich ja auch daran, und es ist eigentlich nichts anderes als wenn wir nach Hamburg oder München gezogen wären.

Ausflug unter Freunden mit Lazy Bus Mallorca

2015 kam dann der Schritt in die Selbstständigkeit? Wie kam es dazu?

Alex: Wir hatten mit Lazy Tours, einem Online-Reisebüro, bereits neben unseren normalen Job einen kleinen Schritt in die Selbständigkeit gewagt und dann 2015 auch die Bulli-Vermietung Lazy Bus gegründet. Wir haben dann ziemlich schnell gemerkt, dass wir uns für Selbständigkeit oder Angestelltenverhältnis entscheiden müssen, sonst ist beides nur halbherzig. Lazy Tours haben wir dann an den Nagel gehängt und haben uns zu 100 Prozent auf Lazy Bus konzentriert.

Und wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Bulli-Vermietung zu starten?

Jill: Durch einen gemeinsamen Roadtrip in Nordspanien hat uns der Bulli-Virus gepackt. Kurz darauf haben wir uns einen eigenen VW Bus gekauft und seitdem fast jede freie Minute im T3 verbracht und die Insel so noch mal ganz neu kennen gelernt. Und genau dieses andere Mallorca wollten wir gerne teilen. Es fing ganz klein mit Vermietungen an Freunde an, und als wir merkten, dass die Nachfrage da ist, kauften wir zwei weitere VW T3 und nach zwei Jahren stockten wir mit T6 auf.

Und dann noch ein Hotel: War euch langweilig, brauchtet ihr eine neue Herausforderung oder warum habt ihr die Lazy Finca auf Mallorca eröffnet?

Jill: Es war schon immer unser Traum, ein eigenes kleines Hotel zu eröffnen. Außerdem wollten wir denjenigen, die mit diesem besonderen Lazy-Lifestyle liebäugeln, sich aber mehr Komfort als im VW Bus wünschen, eine ganz besondere Unterkunft bieten. Abgerundet mit einem lazy-lässigen Konzept. Bei uns finden Urlauber die einzigartige Mischung aus typisch mallorquinischen Leben auf dem Land gespickt mit neuen Trends und einem chilligen Publikum.

Das klingt toll! Was ist denn mehr gefragt: die Busse oder die Finca?

Alex: Sowohl als auch, da tut sich nicht viel. Aktuell sind durch Corona die Busse etwas weiter vorne. Aber das kann sich auch wieder schnell ändern. Viele unserer Gäste  können vom „lazy feeling“ nicht genug bekommen und buchen die perfekte Mallorca-Kombi: Erst ein paar Tage mit dem VW Bus die Insel erkunden und im Anschluss auf der Lazy Finca relaxen. Mehr Entschleunigung geht fast gar nicht.

Jill: Die Lazy Finca dient außerdem als Homebase für unsere Bulli-Gäste. Da es auf Mallorca kaum Campingplätze gibt, können sie bei uns im hoteleigenen Olivenhain übernachten, den Pool und die Dusche benutzen oder sich gegen eine kleine Gebühr beim Frühstück und Abendessen einklinken und so gleichzeitig noch Kontakte schließen.

Als Paar gemeinsam gleich mehrere Businesses führen: Hat das von Anfang an geklappt oder gab bzw. gibt es auch mal Stunk zwischendurch?

Alex: Zum Glück ergänzen wir uns so gut, dass wir uns wirklich noch nie bezüglich Business gestritten haben. Wenn der eine mal eine Down-Phase hat, dann baut der andere ihn wieder auf. Das ist auf jeden Fall der positive Part, wenn man zu zweit ein Business führt.

Jill: Man muss nur aufpassen das die Arbeit nicht gegenüber der Beziehung die Oberhand gewinnt, da man quasi 24/7 zusammen ist. Aber wenn man sich einen Ausgleich und ein paar Highlights schafft, klappt das sehr gut.

Wie sieht so ein Ausgleich bei euch aus?

Jill: Ich liebe Pferde und arbeite sehr oft mit den Tieren von einer Freundin, die ein Pferdezentrum hier auf der Insel besitzt. Beim „Horsehumanship“ kann ich alles um mich herum vergessen.

Alex: Ich power mich beim Beachvolleyball aus oder sobald eine Welle auf Mallorca in Sicht ist, geht’s ab in Meer. Beim Surfen ist das Business für einen Moment komplett aus meinem Kopf gespült. Oder aber wir schnappen uns einen der VW Busse und fahren – mal alleine, mal mit Freunden – raus in die Natur und machen einen kleinen Mini-Camping-Urlaub auf Mallorca.

Zum Glück ergänzen wir uns so gut, dass wir uns wirklich noch nie bezüglich Business gestritten haben.

Wie sieht euer Alltag auf der Insel aus? Hat jeder von euch bestimmte Aufgaben bei Lazy Bus und in der Lazy Finca?

Jill: Obwohl wir uns eine Aufgabenverteilung gegeben haben, kommt es täglich zu Überschneidungen. Aber grundsätzlich hat Alex die Hand über die Personalthemen, der Busflotte und allen anfallenden technischen und handwerklichen Dingen in der Finca. Ich kümmere mich um die Anfragen, Buchhaltung und Rezeption. Langweilig wird es zum Glück nie!  

Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Könnt ihr euch vorstellen, Mallorca irgendwann mal wieder zu verlassen oder seht ihr euch hier alt werden?

Alex: Stand heute: Wir wollen auf Mallorca alt werden! Wir sind sehr glücklich auf der Insel, und unser Traum wäre es irgendwann ein eigenes kleines Häuschen zu besitzen und dort unseren Ruhestand zu genießen.

Das ist doch ein schöner Abschluss! Vielen Dank für eure Zeit, und vielleicht fahren wir ja auch noch gemeinsam mit unseren Bussen raus, wenn wir alle alt und grau sind.

Mehr zu Lazy Bus und Lazy Finca gibt’s hier:

Fotos: Karin Lohberger

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